Domkantor Erich Schneider

Erich Julius Schneider wurde am 25. September 1892 als Sohn des auf diesen Seiten oft zitierten Oberlehrers Max Schneider in Oberrochwitz geboren. Er heiratete am 24. September 1924 die Tochter des Justizrates Conrad Schrag, Ilse Elisabeth. Dieser Ehe entstammten drei Kinder. Auf elterlichen Wunsch besuchte Erich Schneider das Fletchersche Lehrerseminar und schloss es 1914 als Kantor und Lehrer erfolgreich ab. Danach wirkte er bis zu seiner Einberufung zum Militär im Kriegsjahr 1915 als Lehrer in Hainewalde. Erst nach dem Ersten Weltkrieg nahm er das Studium in der Musikhochschule in Dresden auf. Schon als Student leitete er ein Studentenorchester und einen gemischten Chor der Technischen Hochschule in Dresden.
Von 1921 an bis zu seinem Tod 1979 übernahm Erich Schneider, letzter Domkantor der Dresdner Frauenkirche, die musikalische Leitung des Mozart-Vereinsorchesters. Er vergrößerte den Frauenkirchenchor von 40 Stimmen auf 200 Mitglieder. 1932 wurde er zunächst Kantor, 1935 dann als Domkantor der Frauenkirche führte er die großen Oratorien von Bach, Händel, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Reger, Kaminski u. a. auf.


Das Mozart-Vereinsorchester konnte als eines der bedeutendsten deutschen Laienorchester das musikalische Umfeld der Stadt mit prägen und bleibende Akzente setzen, wie die erstmals 1928 veranstalteten und noch heute alljährlich stattfindenden beliebten Serenaden im Dresdner Zwinger.
Am 13. Februar 1945, gegen 21.45 Uhr, probte Domkantor Erich Schneider gerade im Gemeindesaal Mozarts große c-Moll Messe, als die Sirenen aufheulten und das Inferno ankündigten. Bei der ersten Angriffswelle fegte eine Sprengbombe die sieben Zentner schwere Sandsteinflammenvase des Glockenturmes C in die Tiefe.
Am 6. Januar 1946 trat Schneider das Amt des Domkantors an der Martin-Luther-Kirche in Dresden an, das er bis zu seinem Ruhestand am 30. März 1964 innehatte.
Erich Schneider war zugleich künstlerischer Leiter mehrerer Chorvereinigungen (Dresdner Liedertafel, Männerchor Orpheus, Römhild Domchor). Im Rahmen seiner Kantorentätigkeit nutzte er die Situation und studierte mit ihnen und seinem Mozartorchester große kirchenmusikalische Werke ein, die beim Publikum große Resonanz fanden.
Noch heute ist die Erinnerung an diesen bedeutenden Förderer der musikalischen Traditionen Dresdens lebendig. Einige Mitglieder haben ihn noch selbst erlebt und Konzerte mit ihm gegeben. Es war für den Mozart-Verein daher ein Bedürfnis und eine ehrenvolle Aufgabe, in Zusammenarbeit mit der Stiftung Frauenkirche Dresden anlässlich des 25. Todestages im Januar 2004 in der Unterkirche der damals noch im Wiederaufbau befindlichen Frauenkirche, der alten Wirkungsstätte des Kapellmeisters Schneider, ein Gedenkkonzert zu gestalten.



Zusammengestellt von Marlis Behrisch und Rolf Gäbel

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